Neuer Medizinischer Leiter der Blutbank am Universitätsklinikum St. Pölten

ST. PÖLTEN – Mit 1. Juli 2020 wurde Univ.-Doz. OA Dr. Gottfried Fischer zum Medizinischen Leiter der Blutbank am Universitätsklinikum St. Pölten bestellt.

Nach dem Studium der Medizin und Promotion begann Univ.-Doz. OA Dr. Gottfried Fischer 1985 im Rahmen eines Forschungsstipendiums im Labor von Prof. Walter Knapp am Institut für Immunologie der Universität Wien zu arbeiten. Dr. Fischer setzte monoklonale  Antikörper, damals noch neuartige Reagenzien, für Studien zur Aktivierung von Lymphozyten und Granulozyten ein. 1987 wechselte er zu Prof. Speiser an das Institut für Blutgruppenserologie der Universität Wien. Bei ihm lernte er die Blutgruppenserologie, die Lehre von Blutgruppenmerkmalen und den Antikörpern, die nach Transfusion oder in der Schwangerschaft durch diese Merkmale stimuliert werden. Wissenschaftlich beschäftigte ihn das humane Leukozyten-Antigensystem (HLA). Dieses Blutgruppensystem ist vor allem für die Verträglichkeit von transplantierten Stammzellen und Organen bedeutsam. Er erlebte und betrieb die Diagnostik dieses Systems, welches mehr als 15.000 Merkmale umfasst, von den Anfängen der molekularen Diagnostik bis hin zum Next Generation Sequencing.

Von 1991 bis 1993 war Univ.-Doz. Dr. Fischer auf Forschungskarenz in Cambridge, im Laboratory of Molecular Biology, und arbeitete im Labor von César Milstein an der Frage der Hypermutation von Antikörpergenen. 1993 hat er sich für Blutgruppenserologie habilitiert. Nach der Rückkehr nach Wien kam er in die neu gegründete Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin unter der Leitung von Prof. Wolfgang Mayr. Dort leitete er das HLA-Labor und war im Rhesus-Labor sowie im klinischen Teil der Transfusionsmedizin eingesetzt. In der European Federation for Immunogenetics (EFI), der wissenschaftlichen Dachorganisation der europäischen HLA-Labors, war er viele Jahre im Akkreditierungskomitee und im Vorstand.

„Ich freue mich als neuer Medizinischer Leiter der Blutbank darauf, künftig einen Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Blutbank und den Interessenpartnern zu führen. Das Ziel ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Kompetenz und Qualität, um weiterhin die Selbstversorgung des Hauses mit sicheren Blutkomponenten zu gewährleisten, am Stand der Wissenschaft zu arbeiten und den Anforderungen aus der Klinik zur Zufriedenheit aller gerecht zu werden“, so Univ.-Doz. OA Dr. Gottfried Fischer.

Blut ist in vielen Bereichen der Medizin nach wie vor ein unverzichtbarer Bestandteil in der Therapie. Der Weg zum Blutprodukt umfasst mehrere Schritte. Dies beginnt mit der Organisation von Blutspendeterminen und der Blutspende und setzt sich mit der „Herstellung“, der Aufarbeitung des Bluts und seiner Bestandteile, fort. Die potenzielle Infektiosität von Blutprodukten bedingt ein Freigabeverfahren, welches umfassend und penibel vom Qualitätsmanagementsystem wie auch vom Gesetzgeber geregelt und von der Behörde überprüft wird. Schlussendlich wird vor der Verabreichung eines Blutprodukts für jede Patientin/jeden Patienten individuell die immunologische Verträglichkeit getestet. Diese altehrwürdige „serologische Kreuzprobe" ist somit ein etablierter Prototyp für die moderne „personalisierte" Medizin, welche zum Ziel hat, das für die individuelle Konstitution des Patienten beste Arzneimittel herauszufinden und bereitzustellen.

Die Verantwortung für die lokale Beschaffung und Bereitstellung von Blutprodukten liegt seit vielen Jahren bei der Blutbank am Universitätsklinikum St. Pölten. Ihre organisatorischen Wurzeln reichen bis in die Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Gegenwärtig umfasst die Blutbank einen internen und externen Blutspendedienst, die Verarbeitung der Blutspenden sowie die Testung und die Freigabe der Produkte. Das Patientenlabor der Blutbank führt die immunhämatologische Diagnostik für die Patienten des Universitätsklinikums St. Pölten sowie bei Bedarf auch für andere Häuser durch. Wenn auch viele Produkte und Dienstleistungen der Blutbank altbewährt sind, so muss diese doch dynamisch auf neue Anforderungen reagieren: während der Covid-19-Pandemie, um ein jüngeres Beispiel anzuführen, entstand plötzlich der Bedarf nach Plasma von rekonvaleszenten Spendern. Doch mit der Spende allein ist es nicht getan. Das Rohmaterial muss vor der Gabe an den Patienten zum Arzneimittel werden. Und wie das geschieht, ist eine der Kompetenzen der Blutbank.

 

BILDTEXT
Univ.-Doz. OA Dr. Gottfried Fischer, Medizinischer Leiter der Blutbank am Universitätsklinikum St. Pölten.

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